Lauf-KulTour 2024 – Tag 9.2: von Dubrichovice nach Chomutov (über Prag)

Bericht von Paul

Liebes Tourtagebuch,
heute stand eine Nachtfahrt und ein Wohltätigkeitslauf als Etappe unserer Tour auf dem Plan - 126 Kilometer mit 1,051 Höhenmetern & 919 m Abstieg. Davon 100km in der Nacht, also waren die Akkus geladen oder der Dynamo an. Heute wurden wir „Nightrider“. Dazu noch ein 10km Laufevent in Prag, um dort für die „Duchenne-Muskeldystrophie“ Aufmerksamkeit zu erzeugen, in dem wir Erkrankte beim "Birell-Lauf" in laufgeeigneten Rollstühlen ins Ziel „schoben“.

Der vorletzte Tag brach an, welcher für Björn, Kilian und mich noch sehr lang werden würde. Nach dem Klang der liebevollen Stimme unseres Betreuers Johannes, startete wieder einmal ein neuer Tag. Diesmal ohne Musik, da wir nicht alleine auf dem Zeltplatz waren. Das Ziel Chemnitz ist nicht mehr weit, so freuen wir uns schon und so fällt auch das Aufstehen um 4 Uhr nicht allzu schwer.

Die alltägliche Morgenroutine nimmt Fahrt auf, Start des Tages ist für Tourchef Chris, Florian, Björn und mich auf 6 Uhr angesetzt. Wir übernehmen mit Startläufer Björn die ersten Kilometer des Tages, jeder 12 an der Zahl.

Die Sonne küsst schon langsam den Horizont, welcher im orangenen Farbton strahlt. Die Tracker starten und los geht's. Wir folgen dem Track, während wir Björn mit dem Rad begleiten und seiner Musik lauschen. Auf dem Fluss sammelt sich leichter Nebel, die Straßen sind ruhig. Bis Kilometer 24 soll es für Björn und mich gehen, dann geht es für uns zurück ins Camp, um uns bis zum Abend auszuruhen, da es später noch mit dem Rad nach Prag geht, um dort gemeinsam mit Laura, Björn, Sally, Kilian, Lysiane, Felix & Chris (welcher nach seinem Lauf mit dem Transporter zum Camp zurückkehrte) am Birell-Lauf teilzunehmen. Doch als ich übernehme, ein paar Kilometer laufe und Björn mich mit Chris wieder einholt, stellten wir fest, dass wir die falsche Route gewählt hatten! Eigentlich wollten wir die anderen Läufer, die heute direkt nach Chomutov unterwegs sind, damit unterstützen. Doch wir sind die Strecke nach Prag gelaufen, also musste der Plan geändert werden. Chris wurde abgeholt und wir drei fuhren mit unseren Rädern zurück ins Camp, wo wir ruhten und uns verpflegten. 15 Uhr ging es dann aber auch für uns wieder weiter.

Da der Weg dahin schon zum Teil bekannt war, ging es recht flott voran und so trafen wir nach einem kleinen Rundkurs durch Prag schließlich Chris, Felix (unseren Fotografen) und René Brectan vom Parent Project, um ein wenig Öffentlichkeitsarbeit für die tschechische Duchenne Stiftung zu betreiben. Dann hieß es noch einmal Energie tanken und später am Abend trafen wir uns dann mit Petr Oliva, dem Organisator des Laufs mit den Rollstühlen. Die Gruppe um ihn herum heißt RWTTC (Running with those that cant). Dort bekamen wir ein Shirt und eine Einweisung, wie wir uns zu verhalten haben, wenn wir die Kinder in ihren Wägen für den 10km Birell-Lauf schieben.

Mit etwas Zeitdruck ging es dann auch mehrere Minuten nach dem eigentlichen Start für uns los. Es waren Menschenmassen an den Strecken, die uns bejubelten und anfeuerten. Nachdem wir die ersten Läufer ein- & überholten, packte uns die Euphorie und wir erhöhten das Tempo. Einer schob, die anderen liefen 1-2m vor dem Wagen und machten auf unsere Mission aufmerksam, mit unserem Betroffenen so schnell wie möglich durch die Masse zu stürmen. Er hatte sichtlichen Spaß dabei. Ab Kilometer 4 waren Björn, Kilian und ich im Rausch und rasten weiter, nutzten die Verpflegungsstationen um uns und unserem betroffenen Jungen Wasser zu reichen, wechselten die Aufgaben durch, holten uns dann auch schnell die Führung von der Gruppe und gaben diese bis 600m vor dem Ziel, wo wir auf unser zweites Team warteten, nicht mehr ab.

Ca. 4 Minuten Vorsprung hatten wir auf unser zweites Team. Bis zum letzten Team vergingen ca. 25 Minuten! Der Kleine hatte sehr viel Spaß und sein Lächeln war ansteckend. So hatten auch wir große Freude und überquerten anschließend mit unserem zweiten Team gemeinsam das Ziel. Anschließend feierten wir die Stimmung und bewegten uns zur Uni zurück, wo wir nochmal für alle eine kleine Siegerehrung vollzogen. Da erfuhren wir auch, das eigentlich immer ein anderer aus der Gruppe gewinnt, aber da haben sie wohl nicht damit gerechnet, dass wir kommen.

Nach einer kleinen Verpflegung ging es für uns dann wieder zum Transporter, um uns anschließend auf die Fahrt nach Chomutov vorzubereiten. Schließlich lagen jetzt noch 100km vor uns.

22:00 Uhr starteten wir in die Nacht. Die Strecke durch Prag war die reinste Herausforderung, daher fuhren wir zu zweit vorne. Während ich navigierte, betrieb Kilian für uns Streckenaufklärung, damit niemand in Schlaglöcher und Co. fuhr bzw. sich darauf einstellen konnte. So konnten wir zügig und sicher als Gruppe voran kommen. Björn war der Letzte in der Gruppe, welcher für notwendige Dinge am nächsten Stop mit Chris kommunizierte.

Als wir dann die Stadt verließen und es möglich war, setze ich mich wieder an erste Stelle, wir bildeten eine Reihe und konnten so das Tempo erhöhen, ohne dass jemand über seine Grenze gehen musste. Als es zu schnell wurde nutzen die anderen im Windschatten ihre Klingel und so konnte ich das Tempo wieder verlangsamen. Es funktionierte alles sehr gut. Nach 25km warteten die anderen am Transporter, wir verpflegten uns kurz und weiter ging es. Die nächsten 25km verliefen ähnlich, den Blick stets nach vorne. Kaum Autos waren noch unterwegs, als wir durch Dörfer, kleine Städtchen und Landschaften fuhren. Nur Katzen und Hunde schreckten auf, als wir deren Grundstücke passierten. Nur die Akkus meines Lichts machten mir mehr und mehr Sorgen, also wurde sie beim nächsten Stop ein wenig geladen, mit der Hoffnung, dass sie bis zum Schluss halten würden.

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