Lauf-KulTour 2024 – Tag 8: von Budweis nach Dubrichovice

Bericht von Lysiane

Liebes Tourtagebuch,

heute stand die längste Etappe unserer Tour auf dem Plan – 142km mit 1480 Höhenmetern Anstieg und 1660m Abstieg, oder wie Björn es nennen würde: „Heute geht es tendenziell bergab“.

4 Uhr startete unser Tag, diesmal ohne laute Musik was sehr ungewöhnlich ist. Da wir in einem Studentenwohnheim geschlafen haben und unsere Betreuer die anderen nicht auch mit wecken wollten, klopften sie nur an unseren Türen. 6 Uhr starteten die ersten Gruppen in Richtung des ersten Wechselpunktes – Gruppe 1 absolvierte die ersten 45km wieder im Wechselprinzip, also mit Laufen und Radfahren. Ich startete heute nicht in meiner gewohnten Gruppe, sondern hatte mit Chris und Felix, unserem Fotografen, einen Termin im Rathaus in Budweis. Daher räumte ich, gemeinsam mit den Betreuern noch die Transporter ein und anschließend machten wir uns gegen 7 Uhr auf den Weg in die Innenstadt. Chris hat für die Parkplatzsuche viel Zeit eingeplant und war dann sehr erstaunt als wir gleich beim Hereinfahren in die Stadt fündig geworden sind. Im Anschluss an unseren kleinen Stadtrundgang hat Felix noch ein paar Fotos von uns geschossen. Anschließend haben wir uns noch entspannt in ein Café gesetzt und einen Latte Macchiato getrunken, da wir bis zu unserem Termin um 8:30 Uhr noch ausreichend Zeit hatten und die Parkplatzsuche, wie gerade schon erwähnt, einfacher war als gedacht. Unsere kurze Auszeit sorgte, als wir am Wechselpunkt eins davon berichteten, für große Empörung, da wir ja schließlich nicht zum Entspannen und Ausruhen da sind.

Eine Ergänzung, die ich unbedingt von Chris ausrichten soll, sind die günstigen Parktickets in Budweis – er war wirklich sehr beeindruckt und hat gemeint: „Wenn Chemnitz nicht so weit weg wäre, dann könnte man ja auch immer hier parken.“ 8:30 Uhr warteten wir dann vor dem Rathaus auf unseren Empfang und als zwei Minuten später noch keiner da war, stellten wir noch mal sicher ob wir wirklich am richtigen Punkt stehen. Keine Minute später hat uns dann Lukás Cerny empfangen und wir sind alle gemeinsam in das Rathaus gegangen, wo uns auch schon die Bürgermeisterin der Stadt Dagmar Skodová Parmová sehr herzlich begrüßte. Die Stimmung war super und wir tauschten uns über unser Projekt und die bisherigen Erlebnisse aus, außerdem wurden die Gastgeschenke ausgetauscht. Das Rathaus hat eine Auswahl an Karl-Marx-Städter Bier und einem selbst designten Karl-Marx-Kopf mit unserer aufgezeichneten Route bekommen und wir durften uns über zwei Flaschen selbst gebrannten Sliwowitz und eine Auswahl an dazugehörigen Marmeladen freuen – bisher wurde der Schnaps auch noch nicht angerührt, mal sehen wann das passiert. Der Tisch im Rathaus war reichlich gedeckt mit Getränken, Obst und Snacks. Als diese dann zum Schluss immer noch auf dem Tisch standen ergriff Chris seine Chance, um diese Sachen für die Sportler zu sichern, was für einen Lacher seitens der Gastgeber geführt hat – die Sportler haben sich natürlich sehr über das Essen gefreut.

Wir bedanken uns für die Einladung ins Rathaus und freuen uns auf den Besuch aus Budweis, der im Januar 2025 anlässlich der Kulturhauptstadt Chemnitz stattfinden wird.

Circa 9:15 Uhr machten wir uns dann im Transporter auf den Weg zum ersten Wechselpunkt, wo schon einige Sportler ihr zweites Frühstück zu sich nahmen. Nach der kurzen Stärkung ging es dann für Sally, Chris und mich auch auf die Strecke und gemeinsam bewältigten wir die nächsten 45km. Vor meiner Abfahrt musste ich aber noch sicherstellen, dass der kleine Kürbis, den Chris vor einigen Tagen vom Feld eingesammelt hat, nicht bei mir im Radgepäck verschwunden ist und ich noch extra Gewicht zu tragen habe – der Kürbis hat übrigens schon eine Nacht unbemerkt mit in Chris´ Schlafsack geschlafen und seitdem wandert er ab und zu mal in die Packtaschen der Sportler.

Die ersten Kilometer der Tour kamen wir super voran und nach einigen Ortsschildsprints später und mit guter Musik sind wir dann auf die Läufergruppe aufgefahren, mit der wir auch einen kurzen Schwatz hielten und uns dann weiter zum zweiten Wechselpunkt aufmachten. Dort war der Tisch natürlich wieder reichlich gedeckt und wir konnten uns in Ruhe stärken, bis uns dann wieder die zweite Läufergruppe erreichte und wir uns auf den Weg für die letzten 52km im Wechselprinzip machten. Kurz vor unserem Start hielt am Wechselpunkt ein Radfahrer, der nicht zu unserer Gruppe gehörte und wie wir im Starten mitbekommen haben, schoss er einige Bilder von uns. Chris kam ins Gespräch mit ihm – Wolfgang aus der Schweiz, der sich gerade auf einer Radreise von Linz nach Hamburg befindet. Er ist einer Gruppe von uns schon etwas eher begegnet, konnte sich an das markante Schutzblech von Florian erinnern und hat, als er uns dann noch mal gesehen hat, die Chance ergriffen und sich erkundigt, was wir für eine Gruppe sind. Es ist immer schön mit Menschen in den Austausch zu kommen und sich über unser Projekt zu unterhalten.

Den Lauf unserer Gruppe startete heute Thomas, unser Betreuer, der uns tatkräftig mit einigen zurückgelegten Laufkilometern unterstützte. Außerdem wurden wir von Felix auf dem Rad begleitet und er hat wieder viele schöne Bilder von uns geschossen. Mittlerweile ist er nicht nur unser Fotograf, sondern auch zum Betreuer und zum Sportler geworden. Die Stimmung war wieder super und wir hatten einige lustige Gespräche – außer natürlich, wenn Kilian die Berge hochgelaufen ist, denn da ist es für die Radfahrer sehr schwer dran zu bleiben und die Luft demzufolge sehr knapp. Unterwegs wurden natürlich einige kurze Gummibärchenstopps eingelegt, um wieder ein bisschen Energie zu tanken, egal ob vor oder nach dem Lauf. Die Gummibären sind auf der Tour zu einem essentiellen Lebensmittel geworden. Nach circa viereinhalb Stunden und zwei Zwangspausen aufgrund geschlossener Bahnschranken (die letzte circa 150 Meter vor dem Ziel) erreichten wir endlich den Campingplatz in Dubrichovice. Nachdem alle Sportler eingetroffen waren, fotografierte Felix das Team bei einem schönen Sonnenuntergang. Johannes bereitete anschließend für die gefräßige Meute das Essen vor und ein Teil der Sportler baute noch die restlichen Zelte auf. Einige von uns haben die Nacht im Zelt, die andern in Bungalows auf einem Campingplatz verbracht.

22 Uhr sage ich Gute Nacht, denn morgen werden wir wieder um 4 Uhr geweckt und es steht ein langer Tag bevor. Sieben Sportler von uns dürfen am Samstagabend am Birell-Run in Prag teilnehmen und gemeinsam mit den Menschen Laufen, die es aufgrund der Muskeldystrophie leider nicht mehr können – umso schöner, dass wir dort alle zusammenkommen können um gemeinsam Spaß am Sporttreiben und an dem Event haben zu können. Auf einer Stecke von 10km starten wir Sportler mit einer Rollstuhlstaffel und werden abwechselnd die Rollstühle über die Laufstrecke schieben – das wird auf jeden Fall der Höhepunkt unserer Tour werden. Da der Lauf aber erst am Abend startet, heißt es dann für uns in der Nacht mit den Rädern noch 100km nach Chomutov radeln und am Sonntag dann mit wenig bis gar keinem Schaf wieder in Chemnitz anzukommen. Dennoch freue ich mich sehr auf den morgigen Tag und bin schon sehr gespannt darauf, mich mit neuen Menschen auszutauschen, gemeinsam zu Laufen und noch mehr Aufmerksamkeit für die Erkrankung Muskeldystrophie zu erregen.

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