Lübbenau, Kauflandparkplatz, 1:00 Uhr morgens: Bei RB 1 und Team 1 klingeln die Wecker. Eine inzwischen eingespielte Choreographie beginnt, das Bett wird zur Rückbank zurückgebaut, nebenbei werden Wechselkoordinaten per Teamhandy erfragt und ins Navi eingegeben. Keine zehn Minuten später sind die Radfahrer bereit zur Abfahrt und es geht circa zwei Kilometer durch den Ort zum besorgten Punkt. Heute der Bahnhof Lübbenau. Team 1 braucht in der Regel ein wenig länger und so stoßen sie einige Minuten später zu der größer werdenden Wohnmobilansammlung hinzu. Um 1:50 Uhr tauchen dann im Laternenschein zwei helle Punkte auf und die Schichten beider Teams beginnen. Heute zunächst mit Manu auf dem Rad und Philipp auf seinen Beinen. Langsam verschwinden sie ins Dunkel... In den kommenden Kilometern wird Manu Cottbus hinter sich lassen.
Anschließend ist Vorfahren angesagt. Circa 45 Kilometer weiter wird das zweite temporäre Nachtlager aufgeschlagen. Auch, wenn es nur um weitere zwei Stunden Schlaf für die restlichen Begleiter geht, so sind diese doch wichtig.
Der nächste größere Wechsel um 6:00 Uhr findet unerwarteterweise später statt. Grund dafür ist Falko, der in der Nacht umgeknickt ist und somit wieder pausieren muss. So geht es für Flo erst um 6:30 Uhr aufs Rad und mit Shaoen zusammen hinein in den Sonnenaufgang. Nach einer entspannten Stunde geht es zusammen mit Franzi für ca. 100 Minuten weiter durchs brandenburger Flachland in Richtung Neiße. Zwar nicht mit dem hohem Tempo anderer Läufer, dafür aber mit viel Ausdauer und Durchhaltevermögen. Respekt dafür. Bei angenehmen Gesprächsthemen vergehen diese Minuten eben auch wie im Flug. Und schon steht das letzte kurze Stück an. Heute mit Steve-O, der für seine 4,3 km noch eine halbe Stunde Zeit übrig und gute Musik mitgebracht hat.
9:25 Uhr am geplanten 10-Uhr-Wechselpunkt: Ritchi und Manu wurden mit einem freundlichen "Guten Morgen, in 10 Minuten kommt Steve-O" von Franzi aus dem Schlaf gerissen. Philipp war zwar wach, hat jedoch nicht auf die Zeit geachtet, da er mit der Fertigstellung seiner Hausarbeit zu tun hatte. Es ist übrigens keine gute Idee, so etwas während der Tour zu machen. Aber egal, die Hausarbeit ist nun fertig und abgeschickt. Blöderweise hatte Ritchi den Wecker statt auf 9:20 Uhr auf 5:20 Uhr gestellt, wodurch sich in den nächsten 10 Minuten etwas Hektik verbreitete. Alle Anderen am Wechselpunkt waren dagegen tiefenentspannt. Auch die wenigen Minuten Verzögerung brachten niemanden aus der Ruhe, da wir immernoch mehrere Stunden Vorsprung vor der geplanten Zeit hatten. Bis auf Ritchi und Sebastian nutzen die Mitglieder der anderen Teams die Gelegenheit für einen kleinen Plausch. Der Invalidenbus von Team 2 berichtete von den jüngsten gesundheitlichen Beschwerden. Falko ist diese Nacht im Wald umgeknickt, und das ausgerechnet noch mit seinem bereits verwundeten Fuß. So ein Pech. Außerdem hatte Franzi letzte Nacht eine sehr schlimme allergische Reaktion. Die Bilder von ihrer Hand vom gestrigen Tage, welche sie uns zeigte, ließen auf nichts Gutes schließen. Mittlerweile ist es jedoch schon viel besser. Steve-O scheint es wieder ein wenig besser zu gehen, sodass er zumindest ein paar wenige Kilometer übernehmen kann. Shaoen ist unverändert fit geblieben und das seit Anfang der Tour. Starke Leistung!
So begann also langsam die Schicht von Ritchi.
Die erste Etappe begann mit Sebastian, der bereits nach 100 Metern seine 400 km für die gesamte Tour vervollständigte. Großen Respekt im Namen des Teams RB 1 für diese Leistung. Mehrmals verwandelte sich der Track in schwer begehbare Felder, Wälder oder Wiesen. Doch dank der Navigationsfunktion der Teasi-Geräte konnte schnell eine Ersatzroute gefunden werden.
Nachdem Sebastian auf Randy übergab, verlief der Track durch einen wunderschönen Park bei Bad Muskau mit uralten Bäumen mit bis zu 2 Metern Durchmesser, gepflegten Gärten und Wasserspielen auf den Nebenarmen der Neiße. Außerdem ging es direkt an einem majestätischen Schloss vorbei, wo schnell noch ein Foto geknipst wurde.
Mit Thomas ging es stetig auf einem Radweg entlang der deutsch-polnischen Grenze an Wäldern, Maisfeldern und kleinen Dörfern vorbei.
Als letzter im Bunde bestritt Florian die letzten 11,8 km von Team 3. Sebastian schnappte sich spontan das Ersatzfahrrad und begleitete die beiden als zweiten Radbegleiter. Mit solidem Tempo konnte Florian pünktlich um 14:00 Uhr und 45 Sekunden auf Team 1 übergeben.
Der 14-Uhr-Wechsel lief im Vorfeld jedoch nicht normal ab. Während sonst das Läuferteam 3 den genauen Ort zum 14-Uhr-Wechsel festlegt, hielt der RB 2 diesen für nicht optimal und verlegte ihn kurzerhand in Eigenregie einige hundert Meter weiter. Am vorletzten Tag der Tour schien das aber auch keinen mehr zu interessieren. Man merkt ganz klar, dass die Mehrzahl der Lauf-KulTouristen erschöpft ist und sich auf die Ankunft in der Heimat freut. Doch auch hier gibt es natürlich Ausnahmen: Sebastian aus Team 3 und Thomas aus Team 1 stacheln sich gegenseitig an, wer denn dieses Jahr die meisten Kilometer gelaufen sein könnte. Die 400er-Marke ist immer etwas Besonderes, beide sollten diese geknackt haben. Nebenbei bemerkt gibt es natürlich auch noch die Bestenliste der meisten Kilometer am Stück. Auch dort ist noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Am Abend wurde sich dann wieder ein geeigneter Sportplatz gesucht, um das Nachtlager aufzuschlagen. Diesmal bei 'TSV 1859 Wehrsdorf e.V.'. Wie zwei Nächte zuvor sprang dabei auch wieder eine erfrischende Dusche heraus, einfach traumhaft. Nach einem ruhigen Abendmahl und ein wenig Musik begann der letzte Schlaf der 16 Tage im Wohnmobil.
Für den letzten Tag stehen nun noch die Kilometer bis Dresden für uns auf dem Programm, wo unsere Schicht definitiv beendet wird. Dabei werden voraussichtlich noch nicht mal mehr alle Radbegleiter auf Strecke müssen, da wir Dresden durch unseren Vorsprung wohl überpünktlich erreichen werden und etwas warten müssen.
In diesem Sinne sehen wir einem entspannten letzten Tag entgegen und verbleiben bis zur Zielankunft wie immer mit sportlichen Grüßen.
Euer RB 1